Tschapa

Tschapa war eines der wohl traurigsten Schicksale auf dem Büsihof


Bis sie im Frühling 2017 zu uns auf den Büsihof gekommen ist, kannte sie praktisch nichts. Sie wurde die ersten zwei Jahre ihres Lebens nur im Zwinger gehalten und hatte kaum Kontakt zur Aussenwelt. Menschen, Hunde, Nutztiere, Autos und Velos sind ihr alle fremd. Dadurch zeigte sie reaktives Verhalten gegenüber fremden Menschen und Hunden. Anstatt mit der jungen Hündin zu arbeiten und die Haltung hundegerecht zu verbessern, haben sich ihre Besitzer einfach dazu entschieden sie einzuschläfern. Nur dem tatkräftigen Einschreiten unserer Tierärztin des Vertrauens ist es zu verdanken, dass Tschapa heute noch lebt. Sie hat erkannt, dass Tschapa nicht wie behauptet aggressiv ist, sondern sich vor ihrer Umwelt fürchtet, weil sie nichts kennt. Anstatt sie zu euthanasieren, hat unsere Tierärztin mit uns Kontakt aufgenommen und so kam Tschapa kurz darauf auf den Büsihof.

 

An Tschapa's erstem Tag hatten wir beinahe eine Stunde bis wir sie vom Auto in einen unserer Hunderäume führen konnten. Kaum war sie im Raum mit dem gefliesten Boden, stand sie still. Ihre Krallen und ihr Fell an den Pfoten war so lang, dass sie auf den Fliesen nur gerutscht ist. Sie hatte solche Angst vor dem Boden, dass sie sich die ganze Nacht kaum bewegt hat. Zu diesem Zeitpunkt hat sich verdeutlicht, was wir schon vermutet hatten: dadurch, dass sie nie sozialisiert wurde und ausser ihrem Zwinger nichts kennen lernen konnte, leidet Tschapa an einem Deprivations-Syndrom. Wir haben ihr für die erste Zeit den ganzen Raum mit Decken ausgelegt, damit sie nicht mehr rutscht und die Fenster zum Gang hin zugeklebt, damit sie nicht von all den Reizen überflutet wird. An Spaziergänge war die ersten Wochen nicht zu denken, wir waren noch meilenweit davon entfernt

 

Zuerst konnte Tschapa nämlich nicht einmal ihren Raum verlassen. Wir haben Stunden damit verbracht, gemeinsam im Türrahmen zu sitzen und nur in den Gang rauszuschauen. Dann kamen langsam die ersten Schritte raus in den Gang, hoch, runter, und schnell wieder zurück in ihren geschützten Raum. Wir haben ihr die Zeit gegeben, die sie brauchte und haben langsam Fortschritte gesehen. Mithilfe unserer verständnissvollen und geduldigen Hundetrainerin konnten wir nach Wochen im Tierheim die ersten Schritte nach draussen machen. Die erste grosse Hürde war geschafft!

 

Danach konnte sie, immer getrennt von den anderen Tierheim-Hunden, die ersten richtigen Spaziergänge in ihrem Leben machen.

 

Zu beginn haben nur 2 Tierpflegerinnen mit Tschapa gearbeitet, aber langsam hat sie auch Vertrauen zum Rest ganzen Tierheim-Team aufgebaut. Heute begrüsst sie das ganze Team freudig springend und schwanzwedelnd.

 

Vorsichtig haben wir dann auch den Kontakt zu anderen Hunden aufgebaut. Etwa 10 Monate nachdem sie bei uns angekommen ist, konnten wir den ersten richtigen Spaziergang gemeinsam mit einer anderen Hündin machen. Tschapa hatte eine weitere Hürde gemeistert!

 

Im Frühherbst 2018, etwa anderthalb Jahre ist Tschapa nun schon auf dem Büsihof, konnten wir sie zum ersten Mal im Rudel mit zum Spazieren nehmen, wie alle unsere Hunde hier. Mit Vielli möchte sie sogar spielen, was an der Schleppleine manchmal etwas schwierig ist.

 

 

Hier im Tierheim hat sie sich zu diesem Zeitpunkt sehr gut eingelebt, aber bis heute ist alles neue und fremde noch gruselig. Wanderer, Hofbesucher, Postboten – auf fremde Menschen im Allgemeinen reagiert Tschapa bis heute mit Bellen und in die Leine springen. Auch fremde Hunde sind noch ein Auslöser.

 

Im Herbst 2018 erreichte uns dann etwas unerwartet und überraschend ein Anruf. Interessenten für Tschapa! Der erste Kennenlernspaziergang verlief typisch für Tschapa mit viel Bellen & Knurren. Aber die Interessenten haben nicht aufgegeben und sind immer wieder gekommen. Mehrmals die Woche kam Tschapa's neues Herrchen mit ihr Spazieren, zuerst alleine und dann mit seiner älteren Hündin. Die beiden Hundedamen haben sich auf Anhieb gut verstanden. Nachwochenlangem Training und schrittweisem Kennenlernen durfte Tschapa im Februar 2019, beinahe zwei Jahre nach ihrer Ankunft bei uns in ihr neues, endgültiges Zuhause ziehen.

 

Ihre Familie berichtet uns regelmässig wie gut es mit Tschapa läuft und ist überglücklich mit ihr. Eine absolute Erfolgsgeschichte! <3