An einen sonnigen Tag im März kam der Anruf vom Veterinäramt. Wir müssen sofort ausrücken und Katzen aus einer Wohnung abholen.
15 Minuten später waren wir zu zweit bereit mit Transportkisten, Fangnetz, Katzenguddeli, Frotteetücher und Handschuhen. Wir wussten nicht, was uns erwarten wird. Am Ziel angekommen wurden wir bereits vom Veterinäramt und zwei Polizisten in Empfang genommen. Es handle sich um mehrere Katzen, eventuell zwei oder drei, die sich in einer Wohnung befinden die übersät sei mit Abfall.
Ein dunkles Zimmer, überall Katzenkot, leere Dosen, Fliegen und ein bestialischer Gestank… Uns traf fast der Schlag. Wir haben uns schon vorgestellt, wie es aussehen könnte, aber mit dem haben wir nicht gerechnet. Wir standen nun zu dritt - die nette Frau vom Veterinäramt begleitete uns in die Wohnung - in fast knietiefen Abfallbergen. Der Boden war nicht mehr sichtbar und so kämpften wir uns durch den Eingang ins Schlafzimmer?! Es stand ein Bett im Raum, darum gehe ich davon aus, dass es ein Schlafzimmer sein sollte.
Hier drin sollten sich Katzen aufhalten. Ob zwei oder drei, das war uns noch nicht genau bekannt. Wir zogen Handschuhe an und hoben dieses "Bett" mal an.... Vier grosse Augen schauten uns ganz verängstigt an. Der eine Kater rannte zum Fenster, das offen stand, welches zum Glück aber durch den Rollladen gesichert war. Wohl der einzige Ort, wo kein Abfall lag und es nur ein klein wenig Frischluft für die Büsis gab.
Wir konnten den grauen Kater nehmen und in ein Transportbox verfrachten. Er war absolut verängstigt aber wehrte sich nicht. So, nun noch die zweite Katze in Sicherheit bringen. Es starrten uns immer noch zwei grosse Augen unter dem Bett an. Langsam versuchte ich mich leise zu ihm hinzubewegen. Leider unmöglich, auf diesen vielen 1’000enden Bierdosen. Er blieb aber liegen und ich konnte ihn ganz langsam hochnehmen und auch ihn in eine Transportkiste legen. Super, zwei Katzen sind in Sicherheit.
Wir haben uns noch durch das Zimmer gekämpft und geschaut und gehört, ob es noch eine dritte Katze hat. Jetzt hatte ich das erste Mal Zeit, mich etwas genauer umzuschauen. Es befand sich zwar ein Katzenklo im Zimmer, aber überhäuft mit Katzenkot. Das Kistchen war etwa 40 cm hoch gefüllt. Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir keine Katze mehr gefunden und verliessen die Wohnung resp. das Zimmer. Puuuh, endlich wieder Frischluft. Im Gepäck natürlich die zwei Katzen. Nun haben wir unsere Sachen wieder eingepackt, uns von den Polizisten und dem Veterinäramt verabschiedet, machten wir uns auf den Weg zum Tierarzt. Unterwegs kurz ein Telefon, dass wir mit zwei Katzen vorbeikommen werden, die dringend gründlich durchgecheckt und getestet werden müssen, damit wir sie überhaupt bei uns im Tierheim aufnehmen dürfen.
Hier ein herzliches Dankeschön unserem Tierarzt, der immer alles Mögliche macht und uns so spontan einen Termin freischaufelt. Beim Tierarzt angekommen konnten wir die zwei Katzen das erste Mal bei Licht anschauen. «Gott-sei-dank» waren die Katzen gut genährt und es schien ihnen soweit gesundheitlich an nichts zu fehlen. Die zwei bekamen die Namen Azrael und Mogli.
Die Katzen stanken bestialisch nach Abfall, aber gesundheitlich waren sie okay. Nun ging es zurück ins Tierheim, damit die Katzen endlich aus den Transportkistchen steigen können und sich in einem weichen Körbchen oder auf einem Kratzbaum erholen dürfen. Es gab noch Futter und Wasser und dann liessen wir die zwei, damit sie in aller Ruhe ihr vorübergehendes Zuhause besichtigen konnten. Ich wollte nur noch duschen und saubere Kleider anziehen.
Am nächsten Morgen wollte ich direkt schauen, wie es den beiden geht. Sie lagen im oberen Stock ganz hinten in der Ecke ganz nahe beieinander. Mit grossen Augen haben sie mich angestarrt, liessen sich aber sogleich streicheln. Geniessen konnten sie es dennoch nicht, war ich ihnen doch noch sehr fremd. Tag für Tag vertrauten sie mir mehr und liessen immer mehr zu.
Tage später kam ich wie jeden Tag ins Zimmer und habe Azrael und Mogli gerufen und siehe da, die beiden kamen mich begrüssen. Sie kamen die Treppe hinunter und ich setze mich auf den Boden und wir haben erstmal ausführlich geknuddelt. Was für ein Freudentag. Azrael ist der mutigere von beiden. Mogli bekam immer Panik, wenn ich aufgestanden bin und rannte wie wild weg. Ob ihm wohl mal was widerfahren ist? Wir wissen es nicht, aber erfreuen uns tagtäglich an den zwei Katzen. Ihr vertrauen in uns wächst immer mehr.
Nun hoffen wir fest, dass die beiden Katzen bald zusammen ein neues, wohliges Zuhause finden, im welchem sie auch Freigang geniessen dürfen. Wir wünschen es uns den Katzen sehr.